Kul­tur­bei­rat Wiesbaden

DANKE, dass Sie und ihr mich zum Ver­tre­ter der Bil­den­den Küns­te in die­sem wun­der­ba­ren Gre­mi­um gewählt habt! 

Es wird im Früh­ling und im Herbst RUNDE TISCHE BILDENDE KUNST geben. Herz­lich will­kom­men allen Kunst­schaf­fen­den und Kunst-Veranstalter:innen am offe­nen Feu­er im Hof der Goe­ben­stra­ße 9! Ter­mi­ne im Mai und Okto­ber wer­den hier bekannt gege­ben. Nach­fra­gen und Vor­schlä­ge sind jeder­zeit willkommen.

Dan­ke auch allen, die an der Erstel­lung des STIMMUNGSBILDES teil­ge­nom­men haben, wei­te­re Ein­sen­dun­gen hier­zu sind jeder­zeit mög­lich. Es zeich­net sich ab, dass sich vie­len ähn­li­che Fra­gen stel­len: Publi­kums­ver­lus­te nach Coro­na, stei­gen­de Kos­ten bei sin­ken­den Ver­käu­fen, noch immer nicht gesi­cher­te Aus­stel­lungs­ver­gü­tun­gen, das wach­sen­de Bedürf­nis nach Zusammenhalt.

Meine Stimme macht Kultur
Eini­ge für mich aktu­el­le Fragen:

Wie ist der Tat­sa­che zu begeg­nen, dass nach dem halb­jäh­ri­gen zwei­ten Coro­na-Lock­down des gesam­ten Kul­tur­le­bens, vor dem vie­le Stim­men gewarnt hat­ten, aktu­ell ein Groß­teil des Publi­kums, näm­lich rund zwei Drit­tel(!!!) fernbleiben?

Kön­nen die Sicht­bar­keit und das Gewicht von Kul­tur und Kul­tur­po­li­tik in der Stadt auf Dau­er ohne haupt­be­ruf­li­che Dezer­nats­lei­tung gelingen?

Ist ein klam­mer Kel­ler der ange­mes­se­ne Platz, um die Geschich­te und Gegen­wart unse­rer Stadt in all ihrer Viel­schich­tig­keit ans Licht zu heben? — Ich spre­che vom „sam“.

Wie las­sen sich kul­tu­rel­le Brü­cken nach Russ­land erhal­ten, statt Kul­tur­schaf­fen­de und Wissenschaftler*innen pau­schal zu iso­lie­ren? – Die der­zei­ti­ge Boy­kott-Poli­tik der Bun­des­re­gie­rung spielt mei­nes Erach­tens in die­sem Punkt Putin in die Hän­de und gefähr­det Arbeit und Leben dor­ti­ger Kolleg*innen: Sie benö­ti­gen die Mög­lich­keit zu Außen­kon­tak­ten drin­gen­der denn je.

Wie las­sen sich neue For­ma­te auf­su­chen­der Kul­tur­ar­beit in unse­rer Stadt ent­wi­ckeln und umset­zen? Wel­che Koope­ra­tio­nen sind hier­bei hilfreich?

Stand­punk­te zur Bedeu­tung der Bil­den­den Kunst:

Kunst und Kul­tur sind für mich sin­nen­fro­he(!) Labo­re zur Betrach­tung und Gestal­tung von klei­nen und gro­ßen Lebens-Fragen.

Ich ste­he für einen deut­lich ins Sozia­le und ins Poli­ti­sche erwei­ter­ten Kunst­be­griff im Sin­ne von Joseph Beuys. Die bil­den­de Kunst steht nicht für sich allei­ne und arbei­tet interdisziplinär.

Drin­gend plä­die­re ich dafür, Kri­sen als Chan­cen(!) zu begrei­fen und die­se anzu­neh­men — frei nach Chris­toph Schlin­gen­sief. Mäan­dern­de Umwe­ge sind nor­mal, ja sogar notwendig.

Die Küns­te stif­ten für die Stadt­ge­sell­schaft grund­le­gen­de Frei­räu­me, um Situa­tio­nen im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes durch zu „spie­len“ — ste­hen wir in Anleh­nung an Loui­se Bour­go­is für die­se Frei­hei­ten ein!

Und: Schau­en wir nicht zu ein­sei­tig nur auf die Mit­te der Stadt! Neh­men wir auch deren Peri­phe­rie in den Blick, denn hier bil­det sich das Gesche­hen im Zen­trum qua­si spie­gel­ver­kehrt ab.

Kul­tur­för­de­rung ist Grund­la­gen­för­de­rung für jeg­li­che Form von Krea­ti­vi­tät in allen Lebens­be­rei­chen. (Rein­hard Ernst Anfang März 2020 im Pari­ser Hof-Theater)